Mit 70 Jahren für Deckengemälde in luftiger Höhe: Maler lässt die Renaissance aufleben
Künstler | |
Eberhard Lenk | |
Telefon: | 0 33 03/40 36 11 |
Website: | www.eberhard-lenk.com |
Alte Meister ganz neu
Stand: Oktober 2021
In Hohen Neuendorf werden die Alten Meister der Renaissance wiederbelebt und mit den Problemen von heute konfrontiert.
Das kann, so gefällig es auf den ersten Blick aussieht, durchaus provokativ sein. So nahm Eberhard Lenk im Bild „Die Ich-AG II“ mit einer barbusigen Dirne die „Ausbeutung durch Geld“ auf die Schippe. Er beschreibt seinen ungewöhnlichen Arbeitsansatz so: „Malen ist für mich manchmal wie Schachspielen: Je mehr Züge man im Voraus planen kann, umso sicherer kommt man an das Ziel. Malen ist
Erfindung, immer wieder Spannung, immer wieder Erregung.“
Kunst fürs Volk?
Für eines seiner detailliert ausgearbeiteten Gemälde braucht er einen Monat oder länger.
Dabei kann er genauso gut
anders: So zeigt er auf eines seiner seltenen gegenstandslosen Bilder: „So etwas ist in wenigen Stunden fertig. Viele der abstrakten modernen Künstler von heute haben
keine Ahnung mehr davon, wie man eine Person perfekt ausführt“, erklärt er.
„Die Leute mögen meine
Bilder, weil sie verstanden werden. Ich hatte von 1997 bis 2002 meine eigene Galerie am Hackeschen Markt in Berlin-Mitte. Dort kam einmal ein Mann herein, der sich als Vorstandsmitglied einer großen deutschen Bank vorstellte. Ich wunderte mich über sein Interesse für meine Bilder, sind
bei denen doch überall nur abstrakte Werke zu sehen. Er
erklärte mir, dass dies nur
wegen dem Image passiert. Hinter den Kulissen hängen in den Büros ganz andere Werke, so wie ich sie schaffe“, so Eberhard Lenk weiter.
Er freut sich, dass viele Handwerker und Mittelständler in Hohen Neuendorf Gemälde von ihm in Büros, Praxen und zuhause hängen haben!
Rüstig mit 70
Obwohl Lenk gerade seinen runden 70. Geburtstag feiern konnte, steht er immer noch mit viel Elan auf Gerüsten, um Deckenmalerei auszuführen. Dies ist eine seiner weiteren Leidenschaften. Schließlich kann der Bub aus dem Erzgebirge auf eines der weltweit größten Tafelbilder verweisen. Es ist 1 722 Quadratmeter groß. Dies ist das „Bauernkriegspanorama“, für dessen Präsentation auf dem Schlachtberg bei der thüringischen Stadt Bad Frankenhausen
extra ein zylindrisches Museum mit 18 Metern Höhe geschaffen wurde. Verantwortlich für das Sensationsbild war Professor Werner Tübke, einer der renommiertesten Künstler der DDR. Wie bei den großen Meistern der
Renaissance, sollten in seiner „Werkstatt“ junge Künstler an dem riesigen Bild mitwirken. „Am Schluss bin nur noch ich geblieben. Je weiter es mit den Motiven an den unteren Bildrand ging, umso exakter und filigraner musste man arbeiten. Das hat dann viele überfordert“, erinnert sich Eberhard Lenk. Das Bild hatte eine überaus lange Entstehungszeit von 1976 bis 1987. Es gilt als Abbild einer ganzen Epoche.
Schock über den Ort
Eberhard Lenk hatte seine Karriere mit einer Lehre als „Gebrauchswerber“ begonnen, war also für die Schaufenstergestaltung ausgebildet. Er schaffte es 1972 auf Anhieb auf die renommierte „Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig“, wo er 1977 mit einem Diplom abschloss. „Anschließend war ich vielfach für Großplakate für Kinofilme tätig“, gibt er weiteren Einblick. Das Engagement fürs Sensationsbild zum Bauernkrieg brachte ihm 1988 den „Kunstpreis der DDR“ ein.
Seine erste Ehefrau Doris Künzel, die aus Hohen Neuendorf stammte, überredete ihn zum Umzug hierher, der 1989 erfolgte. „Ich war 1977 das erste Mal hier und total schockiert: überall nur Sand, Kiefern und viele Stechmücken. Im Erzgebirge hingegen ist alles grün mit frischer Luft“, erinnert er sich.
Wende im Leben
Eigentlich sollte er noch
weitere geschichtsträchtige Werke schaffen. So bekam er den Auftrag, die ursprünglichen Reliefs am Neuen
Museum in Berlin wiederauferstehen zu lassen und der Kuppel des Postmuseums
eine historische Deckenmalerei zu verpassen. „Ich hatte mich dazu drei Jahre intensiv mit der Malerei des 19. Jahrhunderts beschäftigt.“ Doch mit dem Anschluss der DDR an die früher verhasste BRD gab es andere Zuständigkeiten, die für diese Projekte wenig Sinn hatten: „Jetzt
gibt es im Postmuseum eine
Installation“, bedauert er.
Die große Liebe, die ihn in die Stadt brachte, ist nun auf
Marion Christmann übergegangen. Obwohl sie aus Frankenhausen, und damit wie er aus dem Erzgebirge, stammt, wollen sie die „neue Heimat“ dennoch weiterbehalten, selbst, wenn sie mit manchen Ideen dort keinen Erfolg haben: „Ich schlug dem neuen Bürgermeister Steffen Apelt, vor, das Rathaus mit Porträts der bisherigen Bürgermeister auszustatten, ganz wie man das zu früheren Zeiten machte. Das lehnte er leider rigoros ab. Dabei wäre es schön gewesen, auf diese Weise
einen Blick ins Gestern und Heute zu ermöglichen“, bedauert Eberhard Lenk.